Phänomenologie der digitalen Welt

Sommerschule der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Forschung

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215806

Einleitung

Matthias Schöning

pp. 1-3

Abstrakt

Zeitzeuge — Autor — Ärgernis. Die so begonnene Liste ließe sich leicht fortsetzen: Käfersammler, Soldat, Tagebuchschreiber, Besuchsziel von Politikern und vieles mehr. Ernst Jünger (1895–1998) hat viele Facetten und ist Gegenstand von noch mehr Zuschreibungen. Er ist einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und gilt manchen zugleich als eine der unheilvollsten Gestalten der deutschen Geistesgeschichte. Dazwischen ist viel möglich. Allein die Tatsache, dass er 102 Jahre alt geworden ist, fast 103, hat die Zahl der in Umlauf befindlichen Aussagen über ihn noch einmal erhöht. Je höher das Alter eines Autors, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die interessierte Öffentlichkeit eine Nähe zu Goethe entdeckt. Und tatsächlich: Als man dem immerhin bereits 87-jährigen den Goethepreis der Stadt Frankfurt verleiht, hagelt es noch Proteste. Der Hundertjährige erfreut sich zwar noch immer nicht allgemeiner Wertschätzung, darf seinen Geburtstag aber unbehelligt von neuen Anfeindungen feiern. Er ist sicher kein Klassiker, aber aus dem öffentlichen Ärgernis ist ein Zeitzeuge geworden, an dem man die bloße Tatsache, dass er die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts an vielen Stellen hautnah miterlebt hat, bewundern darf. Er ist »dabei gewesen«.

Publication details

Published in:

Schöning Matthias (2014) Ernst Jünger-Handbuch: Leben — Werk — Wirkung. Stuttgart, Metzler.

Seiten: 1-3

DOI: 10.1007/978-3-476-05350-3_1

Referenz:

Schöning Matthias (2014) „Einleitung“, In: M. Schöning (Hrsg.), Ernst Jünger-Handbuch, Stuttgart, Metzler, 1–3.