In den Sozialwissenschaften gibt es zu den verschiedensten Problem gebieten unterschiedliche Meinungen und Streite: eine Vielzahl an Konzeptionen werden als mögliche Problemlösungen diskutiert. Bislang gibt es aber keine anerkannten V erfahren, mit dieser Vielfalt derart vergleichend umzugehen, um distanziert und systematisch Aufschluß darüber zu erlangen, in welchen Grund-Verhältnissen jeweilige Konzeptionen zueinander stehen, um sie danach (gegebenenfalls) als besser/schlechter bewerten zu können.¹ Dabei haben solche Vergleiche eine grundsätzliche Relevanz. Wie soll man z.B. in den erwähnten Streiten begründet entscheiden können, wenn jeweilige Konzeptionen in ihren Verhältnissen nicht adäquat einschätzbar sind? Wie soll wissenschaftlicher Fortschritt möglich sein, und welche verantwortbare Rationalität kann Wissenschaft für sich in Anspruch nehmen, wenn von einer unzureichenden Einschätzbarkeit auszugehen ist? Angesicht dieser Relevanz ist es verwunderlich, daß die Fähigkeit, mit sozialwissenschaftlichen Theorien — um eine Wissensart zu thematisieren, die in vielfacher Weise forschungsleitend ist — in der angedeuteten Weise vergleichend umgehen zu können bzw. daß der Nachweis, daß dies nicht gelingen kann, so gering entwickelt ist. Dies mag verschiedene und untereinander zusammenhängende Gründe haben. Wesentlich scheinen mir die folgenden zu sein: zum einen die mangelhafte Vergleichbarkeit der Theorien, zum anderen die bisher zu wenig grundlegend ansetzenden Vergleichsversuche, die sowohl die Begriffsverhältnisse der Theorien als auch die Grund-Verhältnisse, in denen die Theorien zueinander stehen, zu wenig erforschten. Im folgenden werde ich zunächst die Grund-Verhältnisthematik erörtern und diese danach mit der Begriffsverhältnis-sowie Vergleichbarkeitsthematik verknüpfen. Methodische Vorschläge für Theorienvergleiche werden die Überlegungen, die zum Ende die oben angedeutete grundsätzliche Relevanz der Vergleichsthematik aufgreifen, begleiten.